Gert Mattenklott
Ästhetische Opposition
Essays zu Literatur, Kunst und Kultur

Das Eintreffen des Ästhetischen ist unwahrscheinlich. Es ereignet sich für die meisten Menschen gegen die Verhältnisse, die es unwahrscheinlich machen, weil zweckloses Tätigsein in ihnen nicht vorgesehen ist.

Die einflussreichen Essays des Komparatisten Gert Mattenklott erschließen ästhetisches Handeln – innerhalb und außerhalb der Kunst – als Ereignis, das sich in der Spannung zwischen dem Ästhetischen und dem Politischen vollzieht. Sie konturieren dieses Handeln als eigensinnige Opposition gegen die Verhältnisse, die es veranlassen, begrenzen und sich zugleich den Formen der Objekte aufprägen, die handelnd hervorgebracht werden. Ihren eigentümlichen Reiz gewinnen diese Essays aus ihrer formalen Gestalt. Sie navigieren mit metaphorischen Figuren durch den Raum zwischen Politik und Kunst und setzen dabei ein Begreifen jenseits wissenschaftlicher Begriffe in Szene. Im Nachvollzug des Prozesses der ästhetischen Erfahrung inszeniert die essayistische Kunst Mattenklotts diese Erfahrung als das, was sie ist: eine letztlich unbeendbare, zwischen den Objekten und einem konkreten Subjekt der Erfahrung hin- und hergehende Reflexionsbewegung. Die das Feld der Literatur weit überschreitenden Arbeiten aus vier Jahrzehnten sind Beiträge zu einer anthropologisch fundierten Ästhetik, in deren Zentrum die natürliche Fähigkeit des Menschen steht, seine Kräfte frei spielen zu lassen, um in und nach diesem Spiel seine Welt zu erneuern – und zwar derart, dass Politik und Ästhetik künftig einmal nicht mehr als Opposition gedacht werden müssen.

 

Gert Mattenklott, 1942 geboren, 2009 gestorben. Promoviert mit einer Arbeit über »Melancholie in der Dramatik des Sturm und Drang«, habilitiert mit einer großen Studie zur »Ästhetischen Opposition bei Beardsley und George«, lehrte er als Komparatist u.a. an der Philipps-Universität Marburg, der University of Massachusetts in Amherst und zuletzt an der FU Berlin. Durch Essays und Kritiken u.a. in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung, der Neuen Rundschau und dem Merkur war er weit über den akademischen Betrieb hinaus bekannt.

 

Dirck Linck, 1961 geboren, Dr. phil., Literaturwissenschaftler, nach Stationen in Hannover und Siegen seit 2003 Mitarbeiter Gert Mattenklotts an der Freien Universität Berlin, Sonderforschungsbereich 626 (Ästhetische Erfahrung im Zeichen der Entgrenzung der Künste).

 

Inhalt

Am Allerwertesten. Thesen über ästhetische Urteile (1979)

Reisezeit (1979)

Ein Liebhaber der Revolution. Über Majakowski (1980)

Peter Szondi als Komparatist (1981)

Was interessiert Marxisten am Frühling? (1981)

Das gefräßige Auge oder: Ikonophagie (1982)

Der ästhetische Mensch (1985)

Albernheit (1986)

Die dionysische Seele. Nietzsches Kunstpsychologie in der Tragödien-Schrift (1988)

Geisteswissenschaft – eine parabolische Geselligkeit (1989)

Hubert Fichte: Erotologie als Form (1990)

Einführung in Karl Bloßfeldts Urformen der Kunst (1991)

Der Garten als symbolische Form. Reine Anwesenheit zwischen Räumen und Zeiten (1992)

»Ich bin durchtränkt mit meiner Widerspiegelung«. Versuch über Jan Fabre (1992)

Benjamin als Korrespondent, als Herausgeber von ›Deutsche Menschen‹ und als Theoretiker des Briefes (1992)

Zugunsten der Müssigen (1996)

Faust II: Das Schöne als Zwischenspiel (1999)

Ähnlichkeit. Jenseits von Expression, Abstraktion und Zitation (2001)

Über Verrat (2007)

Nachwort von Dirck Linck

 

 

 

 

Gert Mattenklott
Ästhetische Opposition
Essays zu Literatur, Kunst und Kultur

FUNDUS Band 189

herausgegeben von Dirck Linck

380 Seiten, gebunden mit Lesebändchen

ISBN: 978-3-86572-585-1
€ 16,00
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