Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft
ilinx, Band 1
Wirbel, Ströme, Turbulenzen

ilinx (griech.: Wirbel) steht für eine selbstreflexive Form interdisziplinären Denkens, in der das erforschte Material und die verwendeten Theorien gleichberechtigt aufeinander treffen. Als eine der vier von Roger Caillois definierten Spielkategorien referiert ilinx auf jene Momente, in denen gewohnte Wahrnehmungsmuster auf spielerisch-experimentelle Weise destabilisiert, gestört oder temporär ausgesetzt werden. ilinx bezieht sich damit explizit auf die Metaphoriken, die Wirbel und Strudel begleiten: Sie wirbeln Staub auf, schlagen Wellen, trüben ein und klären auf; mobilisieren, destabilisieren, erzeugen Sogwirkungen, Kraftfelder, Unterströmungen, Stromschnellen, Untiefen, Rauschen; sie reißen mit, hin, fort und weg.

Diesen Phänomenen geht die erste Ausgabe von ilinx programmatisch nach. Mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Wirbel, Ströme, Turbulenzen werden Konfigurationen der Destabilisierung, der Unterbrechung, der Störung, des Rausches und des Schwindels als prägende Momente von Kultur in den Blick genommen. Dabei wird nach den epistemologischen, wissensgeschichtlichen, kulturtechnischen und lebensweltlichen Dimensionen von Wirbeln, Strömen und Turbulenzen gefragt.

 

ilinx Nr. 1 versammelt alle Formen intellektueller Auseinandersetzung von international bekannten Künstlerinnen wie der Fotografin Zoe Leonard bis hin zu Theoretikern wie dem französischen Philosophen Michel Serres, von dem eine Erstübersetzung vorliegt. Pointierte Analysen zur Wetterlage der Börsenturbulenz stehen neben ästhetisch herausragenden Comics wie Marc-Antoine Mathieus „Der Wirbel“. Surrealistisch angehauchte Meditationen zur Kulturtheorie des Spiels überkreuzen sich mit präzisen Auswertungen von Theaterexperimenten wie der Utopienbörse USE (Hebbel am Ufer, Berlin 2008).

 

Die Zeitschrift geht auf eine Initiative von Kulturwissenschaftlern aus dem Umfeld der Humboldt-Universität zu Berlin zurück. Herausgegeben wird das erste Heft von Mark Butler, Anna Echterhölter, Sebastian Gießmann und Rebekka Ladewig. Gestaltet wird die Zeitschrift von Nikolai Franke.

 

mehr Informationen zu ilinx, dem Magazin

 

 

INHALTSVERZEICHNIS Band 1

 

l a n g

 

Ramón Reichert: Börsenturbulenzen. Zur Meteorologie der Finanzmärkte

 

Simon Roloff: Strömung des Sozialen. Versicherung, Verwaltungstechnik und Architektur der Arbeitslosenmasse in den 1920er Jahren

 

Daniela Hahn: Tourbillons et turbulences. Zu einer Ästhetik des Experiments in Étienne-Jules Mareys Machines à fumée

 

Christoph Rosol: Rotoren und Leewellen. Figuren der (In-)Stabilität um 1937

 

Petra Löffler: Phantome – Begegnungen mit dem Ungewissen

 

Claudia Marion Stemberger & Isabel Exner: Schwindel der Postmoderne. Zufall und Kontingenzpotenzierung in Performance und Film

 

Knut Ebeling: ilinx. Zur Physik der Sensation in der surrealistischen Spieltheorie

 

k u r z

 

Ariane Beyn / Artur Zmijewski: Sozialexperimente als künstlerische Methode. Ein Gespräch mit Artur Zmijewski

 

Daniel Grinsted: Vertigo. Im Sog der Bilder

 

Katharina Baier: Über Warten und Strafen. Das Wartezimmer als Machtraum in Franz Kafkas Roman Der Proceß

 

Marc-Antoine Mathieu: Julius Corentin Acquefacques, Gefangener der Träume: Der Wirbel

 

i l i n x

 

Anna Echterhölter: Die Listen des Collège de Sociologie

 

Mark Butler: Im Auge des Zyklons. Vom chemischen Rausch und dem psychotropen Spiel mit sich

 

Rebekka Ladewig: Apparaturen des Schwindels. Zum psychiatrischen, populären und wissenschaftlichen Einsatz von Drehvorrichtungen im frühen 19. Jahrhundert

 

ü b e r s e t z t

 

Michel Serres: Ströme und Turbulenzen. Die Geburt der Physik bei Lukrez

 

 

Berliner Beiträge zur Kulturwissenschaft
ilinx, Band 1
Wirbel, Ströme, Turbulenzen

herausgegeben von Mark Butler, Anna Echterhölter, Sebastian

Gießmann und Rebekka Ladewig, gestaltet von Nikolai Franke

300 Seiten, zahlreiche Abbildungen

broschiert

ISSN 1868-5110

ISBN: 978-3-86572-588-2
€ 14,00
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