Dieter Wuttke im April 2012 in Bamberg in der Ausstellung »Phantom me« von Ulla Reiter (© Klaus Reiter).
Im Zentrum des Gesprächs zwischen Dieter Wuttke und Roberto Ohrt steht die Biografie von Ernst H. Gombrich über Aby Warburg: »Aby Warburg – Eine intellektuelle Biographie«. Sie wurde kürzlich in der FUNDUS-Reihe von Philo Fine Arts neu herausgegeben. Bei ihrem Erscheinen 1970 durchaus umstritten, gilt sie als wegweisend in der Warburg-Rezeption und hat zur internationalen Anerkennung Aby Warburgs maßgeblich beigetragen. Es war die erste biografische Annäherung an einen der vielseitigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts, die zugleich weite Teile von Warburgs nachgelassenen Schriften erstmals erschloss.
Die Buchvorstellung findet im Rahmen der vierten Veranstaltung der Reihe »Mnemosyne – der Bilderatlas von Aby Warburg« des 8. Salon statt.
Um 19 Uhr werden die Tafeln 24 bis 30 von Aby Warburgs Bilderatlas präsentiert. Im Anschluß wird Ursula Panhans-Bühler über »Warburg zwischen Marx und Duchamp« sprechen.
Mehr unter: www.8salon.net
Dieter Wuttke brachte Aby Warburg nach dem 2. Weltkrieg wieder in die wissenschaftliche Diskussion zurück und besorgte 1979 die Herausgabe der ersten umfangreichen Neuauflage seiner Schriften, lange Zeit die einzige verfügbare Quelle für alle, die Warburg studieren wollten. Er kam von der Philologie zur Kunstgeschichte und hatte sich zunächst mit Erwin Panofsky auseinandergesetzt, mit dem er früh im brieflichen Kontakt stand. Seine Forschungen zu Warburg brachten ihn oft nach London ins Warburg Institute, wo er noch Gertude Bing (1892-1964) kennenlernen konnte, die langjährige Assistentin von Warburg, seinerzeit Direktorin des Instituts. In Hamburg sprach er 1966 auf einer Veranstaltung zum 100jährigen Geburtstag das erste Mal öffentlich über Aby Warburg. Auch seine Rede auf dem 14. Kunsthistorikertag, der 1974 in Hamburg abgehalten wurde, handelte von Warburg, und im folgenden Jahr war er dann sogar als Gastprofessor an der hiesigen Universität tätig. Im Anschluß an seine Habilitation (1971) lehrte er an der Universität Göttingen, seit 1979 an der Universität Bamberg. Nach seiner Emeritierung publizierte er eine kommentierte Auswahl der Erwin Panfosky-Korrespondenz, die 2011 mit dem fünften Band ihren Abschluß fand. Auch an der zweibändigen Bibliografie zu Aby Warburg war er beteiligt, im Grunde mehr als nur eine Bibliografie, da sie das Gerüst für eine Wirkungsgeschichte von Warburgs Denken liefert.
Roberto Ohrt ist Kunsthistoriker, Autor zahlreicher Schriften über die Situationisten und Künstler wie u.a. Martin Kippenberger oder Raymond Pettibon, Mitbegründer der Akademie Isotrop und des 8. Salon sowie Mitorganisator der im 8. Salon stattfindenden Veranstaltungs-Reihe »Mnemosyne«, in der es um Aby Warburgs Bilderatlas geht.